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Flut 2002


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Die Bilder zur Reportage

Aufräumen in Tharandt
Brücken bauen und Bücher trocknen

Tharandt ist einer dieser beschaulichen Orte im Weißeritztal, die in bezaubernder Landschaft liegen und Naherholung pur bieten: Nicht mehr als 15 Kilometer sind es bis zur Landeshauptstadt Dresden, und mit rund 6.000 Hektar Wald gibt's hier viel zu erwandern. Tharandt liegt im Tal der "Wilden Weißeritz", die ihrem Namen am 13. August mehr als Ehre machte.

Bis zu 2,50 Meter hoch und in voller Talbreite (etwa 150 Meter) flutete die Weißeritz alles, was ihr in den Weg kam. Besonders arg traf es die Forstwissenschaftler der TU Dresden, die in Tharandt ihr Campusgelände haben. Seit 1811 gibt es dieses Studium in Tharandt - Heinrich Cotta (1763 - 1844) ist der Begründer der Forsthochschule und legte den Forstbotanischen Garten an. Die Bibliothek im Hauptgebäude des Campus mit wertvollem alten Buchbestand wurde komplett geflutet, der "Cotta Bau" wurde vom reißenden Strom umspült und zur Insel: Die beiden Brücken riss die Weißeritz mit sich mit.

"Niemand hätte sich zuvor vorstellen können, dass dieses beschauliche Flüsschen zu solchen Dimensionen anschwellen kann!" berichten bei den Aufräumarbeiten Mitarbeiter: An großartige Rettungsmaßnahmen war vor der Flut nicht zu denken, und als man merkte, was da auf Tharandt zukommt, war es zu spät, denn alles ging rasend schnell. Die Talsperre Malter war schon vor dem großen Regen recht voll - aber man hatte kein Wasser abgelassen, denn die Talsperren sind nicht nur Regenrückhaltebecken, sondern auch Trinkwasserreserve. Am 13. August lief Malter über. Und wegen eines befürchteten Dammbruchs wurde noch zusätzlich Wasser abgelassen.

Für die Wissenschaftliche Bibliothek bahnte sich eine Katastrophe an, denn im Bestand gibt es auch unersetzliche historische Werke, die bis ins 15. Jahrhundert zurück datieren. Mit einer einmaligen Aktion hat man den gefluteten Buchbestand zu retten versucht: Zwei Tage lang bargen etwa 300 Helfer einen großen Teil der Bücher - die Studenten und Mitarbeiter in der Bibliothek mussten dafür bis zu zwei Meter tief tauchen. Eine Menschenkette reichte die Bücher in Obstkisten vom städtischen Gemüsehändler hoch zur Burg, wo sie in einen Laster der Bundeswehr geladen wurden. Der brachte die insgesamt 6.000 Bücher in eine Spezial-Gefriertrocknungsanlage nach Dresden...

Was nicht sofort gerettet werden konnte, erfuhr individuelle Behandlung in den Tagen nach der Flut: Zellpapier zwischen den Seiten sollte das Wasser aus den Büchern saugen - eine mühsame Arbeit, denn einmal hinten angelangt, konnte man wieder vorne beginnen und die nun nassen Saugblätter austauschen. Neben der Filigranarbeit müssen knietiefe Schlammlandschaften aus Kellern und dem Erdgeschoss entfernt werden. Soldaten des Gebirgsjägerbataillons 571 aus Schneeberg legten eine Brücke zum isolierten Cotta-Bau, Freiwillige der TU Dresden und anderen auch weiter entfernten Städten schippten Schlamm.

Wie auch andernorts beobachtet, schweißt die Katastrophe in Tharandt die Menschen zusammen: "In einem beispiellosen Einsatz von Studenten und TU-Angehörigen mit ihren Familien sowie Einwohnern, Soldaten und angereisten Helfern wurden inzwischen die Gebäude wieder begehbar, teilweise sogar schon eingeschränkt benutzbar gemacht," vermeldet der Chronist der vorübergehenden Internet-Seiten der Forstwissenschaftler und bemerkt "eine wohl zuletzt 1989 da gewesene Aufbruchsstimmung; Studenten, Mitarbeiter und Hochschullehrer haben gemeinsam Seite an Seite mit Bürgern der Stadt Tharandt mit den Aufräumarbeiten der letzten Tage für Licht am Ende des Tunnels gesorgt."

Ulrich van Stipriaan
Originalbeitrag STIPvisiten · 20. August 2002 Sie wollen helfen?
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