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Trommeln für Pauken und Trompeten
Dresden einen Monat nach der Flut: Wer noch nie in der Stadt war und sie als Tourist besucht, muss schon genau hinsehen, um überhaupt etwas von der Katastrophe mitzubekommen. Die Folgen sind zumeist nicht oberflächlich sichtbar, sondern finden - im wahrsten Sinne des Wortes - im Untergrund statt (dieses gilt, wohlgemerkt, für Dresden: Wo Weißeritz und Müglitz wüteten, liegen die Wunden offener: Vom Wasser zerstörte Häuser, eingestürzte Brücken, unterspülte Straßen).
Aufmerksame Beobachter spüren aber auch in Dresden die Folgen der Flut - und sei es nur, weil die Semperoper lediglich tagsüber zum Rundgang durch den unversehrten oberen Teil des Gebäudes geöffnet hat: Die Technik im Keller ist ein Opfer der Wassermassen geworden. Und wie der prominenten Oper ergeht es auch anderen, die gerne in den Kellern versteckten, was sie für weniger wichtig erachteten. Wo früher Kohle lagerte, steckt heute zumeist empfindliche Elektronik: Die komplette Versorgung mit Wärme und Strom, die Computerzentralen, im Fall der Alten Meister sogar das Depot für nicht gezeigtes: Alles da, wo es eigentlich nicht hin gehört.
Das lässt sich nicht immer ganz vermeiden: in der Oper wie im ebenfalls arg gebeutelten Staatsschauspiel gehört die Unterbühne, der Begriff lässt es vermuten, unter die Bühne. Aber wer in Flussnähe Archive, Ballsäle, Computerserver oder ähnliche Dinge dem von oben eindringenden Flusshochwasser oder dem meist schlimmeren von unten aufsteigenden Grundwasser ausgesetzt hat, kommt nun schon ins Grübeln.
Besonders schlimm hat es in Dresden einige erwischt, die sich theoretisch sicher wähnten: Den einen Fluss (die Elbe) sahen sie nicht, den anderen ahnten sie nicht einmal: dass die Weißeritz sich ihr altes Bett aussuchen würde, um der Wassermassen Herr zu werden - darauf muss man erst mal kommen.
Zu den derart Betroffenen gehört die Fischgalerie, über die wir vor der Flut geschrieben hatten, dazu gehört das Umweltzentrum, dazu gehört die Hochschule für Musik. Das Hauptgebäude am Wettiner Platz war nach zehnjähriger Rekonstruktion gerade erst fertig gestellt. nachdem Weißeritz und Elbe meterhoch das Gebäude fluteten, kann man hier wieder von vorne anfangen: Der bauliche Schaden allein hier beträgt 1,3 Millionen (das ist, um das einmal nicht nur zwischen den Zeilen zu formulieren, ja sowieso das Tragische dieser Flut: Was Einzelne und Gruppen in den vergangenen zwölf Jahren meist mühsam und engagiert aufgebaut hatten, wurde binnen kurzem wieder zersört. Um so erstaunlicher ist es, das die meisten nicht demotiviert sind, sondern nun erst recht losmachen, wie man hier zu Lande sagt). Zu den Schäden am Gebäude kommen die aus dem Innern des Gebäudes: die Probebühne der Opernklasse mitsamt Dekoration, Kostümen und Requisiten. Neben zwei Flügeln, sechs Klavieren, vier Kontrabässen sowie einem unwiederbringlichem Archiv historischer Instrumente ist beinahe sämtliches Instrumentarium und Lehrmaterial der Studienrichtung Jazz/Rock/Pop vernichtet worden. Geschätzter Schaden: 142.000 Euro.
Der Wille zum (Wieder-)Aufbau ist ungebrochen, die tatkräftige Hilfe von Beteiligten, Nachbarn, Freunden und Fremden hätte so bis zur Flut in dieser Uneigennützigkeit kaum jemand für möglich gehalten. Auch der ideelle Einsatz ist rekordverdächtig: Was im letzten Monat an Spendengeldern zusammen gekommen ist, sprengt alle Vorstellungen. Und das Geld ist auch nötig, damit es weiter geht. Ein in Dresden derzeit sehr beliebter Weg, ohne Umwege direkt an Spendengelder zu kommen, sind Benefizkonzerte. Im Palais im Großen Garten gab es am Vormittag des 15. September Mandalas: Günter Baby Sommer, weltbekannter Jazz-Trommler und Professor an der Hochschule für Musik, hatte diesen Termin mit der Bürgerstiftung Dresden schon lange vor der Flut vereinbart - als Benefizveranstaltung zu Gunsten des (übrigens: hochwasserverschonten) Palais, dessen Festsaal noch auf seinen originalgetreuen Wiederaufbau wartet . Doch angesichts der Schäden an der Hochschule für Musik trommelte Günter Baby Sommer nun für neue Pauken und Trompeten. Mit seinen Gästen Sabine Gruner (Violoncello), Katharina Haupt (Querflöte), Christoph Herrmann (Posaune), Florian Meyer (Violine), Uli Niedermöller (Schlagzeug) und Hartmut Dorschner (Saxophon) spielte er Duos - zum Teil als Erstbegegnung, wohinter sich nicht mehr und nicht weniger verbirgt als: Mit denen hatte er vorher noch nie zusammen gespielt! Dem Beifall nach der fast doppelt so lang wie geplanten Veranstaltung nach zu urteilen, könnte es allerdings schon bald zu weiteren Treffen kommen...
Ulrich van Stipriaan
Originalbeitrag STIPvisiten · 15. September 2002 |
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