“Sammeln ist wichtig - doch wichtiger ist Hinbringen!”

Initiative “Hand in Hand” leistet praktische Hilfe in Flutgebieten

Es war der erste Sonntag nach der Flut. Andrea Taufkirch (36), Unternehmerin aus Dresden, konnte den schönen Tag nicht so recht genießen. Zwar hatte sie die Flut bis auf den Ausfall von Strom und Telefon im Büro nicht erwischt, aber was man im Fernsehen aus den Tälern der Weißeritz und Müglitz sah, ließ sie nicht los. “Da habe ich in den Schrank gesehen, Sachen gepackt, bin dann noch bei der Nachbarin vorbei und habe was eingepackt und dann mit dem Auto los!” Das Ziel war Weesenstein (“da kannte ich jemand!”) - doch bis dahin kam sie gar nicht. In Burkhardswalde waren die Sachen freilich genau so willkommen.

Zurück zu Hause ließen das Gesehene und die Gespräche sie nicht los - und da entstand schnell die Idee, die spontane Privataktion im größeren Stil fortzuführen. Allein ging das nicht, das war klar - also wurde ein alter Bekannter “mit Organisationstalent” angesprochen. Bei Karl-Wilhelm Paar (47), Verkaufsleiter einer Bausparkasse, hatte sie den richtigen Nerv getroffen. Der sah nicht nur bei sich nach, sondern klingelte auch gleich bei den Nachbarn in Striesen – zuerst im Haus, dann im weiteren Umkreis im Viertel. Der Zuspruch war groß, “und schon hatten wir ein kleines Problem: Wohin mit den Sachen?” Kleine Probleme löst man sofort: Einer der Nachbarn ist Peter Stolp, und der hat einen Weinladen. “Klar doch - alles zu mir, ich habe Lagerplatz!” Von da an hieß die Devise: Bringt es zu Öchsle!

Und viele brachten. So viele, dass es ein nächstes kleines Problem gab: Mit Privat-PKW war da nichts mehr zu machen. Aber wozu hat der Mann Organisationstalent? Plötzlich ging alles Hand in Hand...

Am Dienstag stand ein 7,5-Tonner vor der Tür, und mit dem ging es ab Richtung Freital. “Die Sachen zu sammeln ist wichtig,” betont Karl Paar, aber “noch wichtiger ist es, die Dinge sofort raus zu bringen!” Die Fahrten vor Ort strengen an - aber sie lohnen sich. In den Gesprächen mit den Flutopfern war auch schnell klar, was wirklich benötigt wurde: Es sind neben guter Wäsche und Decken die kleinen Dinge des Alltags. “Eine Spende bestand beispielsweise aus mehreren Putzeimern, gefüllt mit Putzmittel, Lappen und einem Schrubber!” erzählt Lisa Figas (17) vom “Öchsle”. Sie wohnt eigentlich in München und war nur in den Ferien hier, packt nun aber mit an und hilft bei der Privatinitiative “Hand in Hand” mit.

Die Verbindung ins Bayerische aber zeitigte Wirkung: Ein Unternehmer aus Altötting rief an und fragte, ob denn Kühlschränke und Waschmaschinen benötigt würden? Was für eine Frage: Klar! Am 30. August wird die Ladung kommen - ein ganzer LKW mit “weißer Ware”.
Seitdem wird die Hilfe fast zu einem Fulltime Job. Sammeln und von Hand zu hand die Spenden sofort verteilen ist und bleibt das Prinzip. Mittlerweile hat es sich wie bei einem Schneeballsystem herumgesprochen, und Anrufer aus Bamberg, Bayreuth, Cham, Kiel, Heidelberg und Husum haben schon versprochen, mitzumachen.

Die Initiatoren von Hand in Hand

Die Initiatoren (v.l.n.r.): Karl-Wilhelm Paar, Lisa Figas, Andrea Taufkirch, Peter Stolp

"Hand in Hand"
Telefon 01 73 / 8 68 80 62
Fax 03 51 / 3 17 79 09
Stichwort: Direkthilfe
Spendenkonto (zur Finanzierung von Transportern etc und zum Neukauf von Sachmitteln)
Hand in Hand
Konto Nr. 9 602 505 500
Wüstenrot Bank AG, Ludwigsburg (BLZ 604 200 00)
Kennwort: Direkthilfe Flutopfer

Bitte vergessen Sie nicht ihre Adresse!

Ulrich van Stipriaan

Originalbeitrag STIPvisiten · 23. August 2002

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